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/ Achterbahn um die Welt

Südafrika, Tsitsikamma National Park

Südafrika, 07. May 2023
Angst und ihre Geschichten

Ist es ein böser Mythos oder die Realität? Ist es die Geschichte von einem der sich wichtig machen möchte oder eine reale Gefahr? Wie begründet oder sinnlos ist die Angst? Wann macht sie Sinn und wann nicht?
In keinem anderen Land haben uns Einheimische aber auch Fremde so oft gewarnt, belehrt und verunsichert. Wir sollen auf gar keinen Fall in das angrenzende Stadtviertel gehen, geschweige denn eine Wanderung auf den Hausberg unternehmen. Nicht durch das abgelegene Dorf fahren, hier nicht rechts abbiegen oder gar bei Dämmerung Auto fahren. Am besten man besitze keine Wertgegenstände und selbstverständlich sollen wir uns auch nicht als Reisende outen. Nicht mit fremden Menschen auf der Straße sprechen, das könnte schief gehen. Vor Sonnenuntergang in der Unterkunft sein, an das Abschließen denken und den Notknopf zu betätigen wissen. Ist das das Südafrika das wir bereisen wollen? Unbehagen macht sich breit… Einige der Erklärungen können wir nachvollziehen, andere wirken wie ein Mythos aus vergangenen Zeiten. Und dann haben wir die Wahl. Entweder wir beherzigen die gutgemeinten Ratschläge oder aber wir hören auf unser Bauchgefühl. Wir entscheiden uns für zweiteres.
Ängsten zu begegnen gehört zu einer Achterbahnfahrt um die Welt mit dazu und das ist nicht jedermanns Sache. Manche Menschen bekommen schon wackelige Beine wenn sie die Achterbahn nur aus der Ferne sehen, andere wiederum können von der rasanten Fahrt nicht genug bekommen. Menschen sind verschieden und doch kennen wir alle dieses eine Gefühl: das Gefühl von Angst.
Ich, Lui, hatte bereits als Kind Angst vor möglichen Haiattacken in der Badewanne. Es ist zum Glück aber nie etwas passiert :-) Dennoch ist das Schwimmen im offenen Meer eine Herausforderung für mich. Die Unwissenheit darüber, welche Kreaturen und Gestalten, sich unter mir breit machen, raubt mir die Nerven. Und wenn mich dann noch eine Alge oder auch nur Eddys großer Zeh berührt, kriecht in mir die Panik hoch. Umso mehr Überwindung kostet es mich hier in Südafrika ein Surfboard zu leihen und mich in die Wellen zu stürzen. Doch während den zwei Stunden im Wasser ist die Angst wie weggeblasen. Als ob ich neben dem Anpaddeln und dem Pop-up noch Zeit dafür hätte, mir Gedanken über eine mögliche Haiflosse zu machen. Dennoch: jedes Mal wenn ich mir den Wetsuit anziehe ist da dieses komische Gefühl. Ich nehme es also wahr, und schiebe es bei Seite, schnappe das Surfboard und bin überglücklich wenn ich am Ende wieder unangeknabbert am Strand liege. Haiattacken in Südafrika sind zwar eine reale Gefahr, doch wenn man sich die Zahlen und Fakten anschaut (und das habe ich selbstverständlich getan), dann hat die Angst keinen Sinn.
Ebenso wenig wie die Angst vor einem reißenden Bungeeseil. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? Wir wissen es nicht, aber hören auf unser Bauchgefühl und melden uns an. Denn was soll eigentlich bei einem Sprung aus 216 m Höhe sonst noch passieren? Vielleicht bleibt einem das Herz vor lauter Angst stehen, doch dann ist man irgendwie selbst daran Schuld. Man könnte ja auch einfach keine Angst haben. Also springen wir. Doch während bei Eddy tatsächlich fast das Herz stehen bleibt, überlege ich mir schon ob wir noch genügend Geld haben um ein zweites Mal zu springen. Doch wir belassen es dabei - wir wollen ja auch nichts überstrapazieren und schon gar nicht unseren Geldbeutel. Ängste gehören dazu – zum Leben und zum Reisen. Doch jeder muss für sich selbst entscheiden, wie er damit umgeht: Angst vermeiden, ignorieren oder überwinden? Wir entscheiden uns meist fürs überwinden, dazu gehört auch Eddys Angst vor dem Zahnarzt - manchmal bleibt eben keine Wahl. Und nach einem überwundenen Angstmoment sind wir meist vor allem eins: verdammt stolz und froh es überstanden zu haben!

Kareedouw

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