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/ Thalaysia querfeldein

KRABI (Ao Nang)

, 30. December 2016
Mein erster "Hunderter" dieser Tour aufgrund zusätzlicher organisatorischer Fahrten in Krabi City.
Der Stromausfall in der Dschungelhütte hat mich noch Nerven gekostet.
Mr. Gecko an der Decke hat wohl nicht alle Moskitos verspeist, was zu wohlbekannten Einschlafstörungen führte. Immer, wenn dein geschundener Körper zur Ruhe finden möchte, kommt das gefürchtete Summen, das dir jetzt den Schlaf rauben wird.
Dabei wäre ich ja perfekt vorbereitet. Die Gelsenabwehr in Form von Nervengift aus der Steckdose wartet seit Bangkok im Marschgepäck auf Einsatzbefehl. Aber ohne Strom? Ausgerechnet jetzt, wo die dicke Bertha zum ersten Mal zum Einsatz kommen soll? Ich bilde mir ein, in dem wiederkehrenden Summen auch hysterisch-schadenfrohes Gelsengelächter zu vernehmen.
Auf zum Gefecht!
Lediglich mit Smartphone-Taschenlampe, inklusive schwindender Akkuleistung, ausgestattet, nehme ich die Herausforderung an. Filmtechnisch würde jetzt ein Umschnitt erfolgen.
NACHT - HÜTTE, AUSSEN
Schwache Lichtblitze schimmern zeitweise aus den Fenstern, gefolgt von schmerzhaftem Aufschrei, unmittelbar nach dumpfen Geräuschen, welche das Anrennen am spärlichen Interieur der Hütte suggerieren. Dazwischen wutentbrannte, in breitestem Wienerisch getätigte Unmutsäußerungen, die in den Weiten des thailändischen Dschungels ungehört verhallen.
Um endlich Ruhe zu finden, möchte ich mich mit Gelsenschutzmittel einbalsamieren und imprägniert ins Bett zurück. In diesem Moment, nach einer gefühlten Ewigkeit, die 80 Minuten dauert, gelingt der Elektrizität die wundersame Auferstehung von den Toten. Die Hütte erstrahlt in vollem Licht, wobei die Erleuchtung durch die mickrigen Billigfunseln nur in Relation zu der vorher herrschenden Dunkelheit als solche bezeichnet werden darf. Jetzt muss die Bestie dran glauben. Da schwirrt sie, aber nicht mehr lange. Mit einem hasserfüllten "Remember the Alamo!" stürze ich mich auf sie und die nächtliche Rasterfahndung endet als billiger Abklatsch eines Rorschachtests an der ohnehin nicht mehr unbefleckten Wand meiner Dschungelhütte.
Abfahrt im Morgengrauen. You have to feel it.
20 Minuten später und die Bergetappe wäre eine Hitzeschlacht geworden.
Ich weiß, ich weiß. Rad in Kautschukplantage 😴 haben wir jetzt schon oft genug gesehen. Mir doch wurscht. Ich kann mich an diesen sympathisch symmetrischen Musterbeispielen strukturierter Schönheit einfach nicht sattsehen.
Einer der schönsten Streckenabschnitte der Tour. Die Nationalstraße ist überall sonst die Verkehrshölle schlechthin. Aber zwischen Phang Nga und Ao Luek verkleidet sie sich als Traumroute durch atemberaubende Naturlandschaften.
Nach frühmorgendlicher Fahrt durch das Dschungelparadies bricht die vierspurige Asphalthölle aus. Jetzt hat sich die Nationalstraße abgeschminkt und zeigt ihr wahres Gesicht. Mein Plan, über die eigentlich geplante Ausweichstrecke zu fahren, fällt ins Wasser. Die Straße ist aufgrund von Bau- und Brückenarbeiten gesperrt. Von mehreren Seiten wird mir bestätigt, dass es da kein Durchkommen gibt. Auch nicht für Fahrräder. Ob ich will oder nicht. Ich muss durch die Verkehrshölle der vierspurigen Nationalstraße. Ich fahre also 20km de facto auf einer "Autobahn".
In der schwülen Hitze bleiben mir exakt 90 Sekunden, um die fünf Phasen der Trauer im fast forward Modus zu durchlaufen. Das Leugnen: "I fahr jetzt sicher ned auf dieser Südosttangentparodie weiter Richtung Süden." Der Zorn: "Ihr könnt mich doch alle... wo ist eigentlich die ASFINAG, wenn man sie mal braucht?" Das Verhandeln: "Vielleicht ist die Totalsperre doch nur für Autofahrer und sympathische Radtouristen werden geshuttlet?" Die Depression: "Na geh! Jetzt werden sie wieder alle lachen daheim." Die Akzeptanz: "Ok! Fahrma weida!"
Beruhigend zu wissen, dass die Richtung stimmt.
Am Weg in den Süden. Thailand wird hier spür- und sichtbar muslimisch.
Endpunkt der heutigen Etappe. KRABI. The eagle has landed.

KRABI (Ao Nang)

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