Gebeutelt

Der nördliche Zipfel Sumatras ist gebeutelt und die Themen sind allgegenwärtig: Ein tonnenschweres Schiff das 5 km im Inland brach liegt, ein Boot auf einem Hausdach… 25.000 Menschen sind 2004 in Banda Aceh ums Leben gekommen. Es erinnern Massengräber an die vielen Opfer des Tsunamis - und uns gehen viele Fragen durch den Kopf. Wer? Wie? Wo? Was? Wann und vor allem Warum? Im Museum erhoffen wir uns antworten…
Genauso viele Fragen haben wir zur Scharia, die den Alltag der Menschen hier ebenfalls prägt. Hierzu gibt es zwar kein Museum aber wir haben uns kundig gemacht.

Das islamische Gesetz bedeutet für die Frauen eine alleinige Ausgangssperre nach 22 Uhr sowie die Pflicht zur Verschleierung. Es herrscht das Verbot von Alkohol und unehelichen Beziehungen. Händchen halten und Küssen ist verboten und kann im schlimmsten Fall mit dem öffentlichen Auspeitschen bestraft werden. Doch für ausländische Gäste werden beide Augen zugedrückt, schließlich sind wir Touristen eine gern gesehene und gut zahlende Geldquelle. Glück gehabt! Dennoch fühlt es sich unbehaglich an, wenn abends die Scharia-Polizei durch die Straßen patrouilliert, da ziehen wir doch lieber den Nacken ein.

Das ist ohnehin besser für uns, denn es regnet beinahe jeden Tag wie aus Kübeln. Macht aber nichts, denn Unterwasser spürt man den Regen nicht. Und zwischen Schildkröten, Riffhaien und undefinierbaren Meeresbewohnern treffen wir auf Kris. Kris ist vom Sulgen und Tauchlehrer auf Pulau Weh. Er freut sich riesig über die ersten Gäste aus seiner Heimat und so haben wir uns jeden Tag viel zu erzählen.
Doch auch zähe Geschichten begleiten uns im Inselparadies. Ein beißender Ausschlag und entzündete Stiche sind genauso nervtötend wie der bürokratische Aufwand zur Visumsverlängerung.
So sind auch wir etwas gebeutelt und nehmen uns Zeit um uns aufzupeppeln. Und auch die liebenswerte Region Banda Aceh wird sich in Zukunft von den Schicksalsschlägen erholen und wohl nicht mehr lange so eine geheime Perle bleiben…