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/ Kuba 🇨🇺 Erlebnisreise

Kuba, 18. October 2022
Heute, am 18.10., ist ein heißer Tag. Zuerst dürfen wir uns mit Frühstück stärken in unserer Unterkunft, einer typischen Casa mitten im Wohnviertel von Vignales. Das Stadtgebiet ist trotzdem sehr ländlich. Drumherum sehen und hören wir von unseren Balkonen herab viele Tiere, wie Schweine, Hühner, Truthahngeier, Hunde usw. Auch die Flora ist atemberaubend anders, ebenfalls der Blick über die wassertankbestückten Dächer hin zu dem Felsengebirge, weshalb das Tal von Vignales 1999 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Von unserem perfekt deutsch sprechenden Wander-Guide wurden wir pünktlich um 9 Uhr abgeholt. Leider ging es Nadine nicht gut. Sie konnte nicht mitwandern und blieb in der Unterkunft.
Unser Guide erklärte uns sehr innig die Pflanzen- und Tierwelt. Die Sprache Deutsch hat sich unser Guide übrigens selbst beigebracht, inspiriert durch die deutsche Band Rammstein!
Von ihm lernten wir viel über Truthahngaier, Früchte, wie die Mamei oder Malanga, über den Schwiegermutter Baum /Ameisen Baum
/englisch snake tree oder über die Pflanze Mimose, die sich bei Berührung zusammenzieht. Er führte uns zunächst zu einem Bauern. Dort zeigte der Guide uns, wie die Bauern Kaffee rösten und sie in einem Mörser weiterverarbeiten, um die Kaffeebohnen dann letztlich in Plastikflaschen haltbar zu lagern. Leider wurde der Hof dieses Bauern und dessen zahlreiche Pflanzen durch den Hurrikan weitgehend zerstört. Als wir ankamen, war er gerade dabei, ein Teil seines Hauses wieder aufzubauen. Dennoch ließ es sich der Bauer nicht nehmen, uns einen Kaffee zu reichen. Sein goldschimmerndes Schwein legte sich zu uns „zu Füßen“, während wir auf eigens gebauten Stühlen des Bauern saßen.
Nebenbei entdeckten wir sogar noch einen Kolibri.
Wir alle waren emotional tief berührt von der Einfachheit der Lebensweise der Menschen und allem voran der Armut, die nicht nur auf den Sturm zurückzuführen ist. Wissend, dass wir nicht viel helfen können, gaben wir dem Bauern spontan 50 Euro in die Hand. Skurril mutete die zwangsläufig freistehende Toilette an, die allein auf weiter Flur mitten neben Trümmern stand. Auch das Toilettenhäuschen war Opfer des Sturm genauso wie viele lebenswichtige Pflanzen.
Anschließend führte uns unser Weg zu einem Tabakbauern, bei dem wir ein gleiches Bild vorfanden: Verwüstung.
Trotzdem hatte dieser Bauer innerhalb von 2 Wochen schon Vieles wieder aufgebaut. Zumindest führte er uns in eine ehemalige intakte Hütte. Das Dach hatte er bereits wieder mit Palmenblättern erneuert. Dort stellte der Bauer eine Bank für uns auf und erzählte viel über den mühsamen Weg vom kleinen Tabakpflanzensamen (den wir in Händen halten durften) bis hin zu einer fertigen kubanischen Zigarre. Der Tabakpflanzensamen ist übrigens einer der kleinsten Samen, die es gibt. Vor unseren Augen wurde aus Tabakblättern eine Zigarre gerollt. Mit selbst produziertem Honig wurde dann das Mundstück verklebt. Im Anschluss durften wir die Zigarre auch rauchen. Steffen übernahm davon den Großteil. Gelernt haben wir, wie man eine Zigarre so raucht, dass sie gleichmäßig von allen Seiten abbrennt: man muss sie während des Rauchens immer in den Händen drehen. Dem Tabakbauern drückten wir auch als Dank Geld in die Hand, voller Demut vor seinem Schaffen, seiner Lage und seiner trotzdem positiven, starken Ausstrahlung.
Danach ging unsere Wanderung weiter zu einem spektakulären Ort mit einem uralten Baum. Drumherum befanden sich auch Häuser oder das, was noch von ihnen übrig war. In einer Schlammpfütze vor dem Baum suhlte sich ein Schwein genüsslich in der Lache. Nicht weit von ihm weitere viele kleine und große Schweine, die vor sich hindösten. Die Einheimischen verehren diese Art von Bäumen als eine Art Heiligtum und geben am Fuß des unglaublich massiven Baums als Ritus bestimmte Opfergaben.
In einer Hütte bekamen wir erneut einen Kaffee kredenzt, Steffen kaufte sich einen Rum, der nur in dieser Gegend erhältlich war. Auch den einen oder anderen sehr armen Hund sahen wir wieder.
Nach diesem Zwischenstopp ging es zurück in die Stadt. Die letzten Meter waren sehr beschwerlich, die starke Sonneneinstrahlung, die hohe Luftfeuchtigkeit und die Ernüchterung über die schier grenzenlose Armut hier, hinterließen einen sehr bitteren Beigeschmack und tiefe Traurigkeit.
Nach einem kurzen Zwischenstopp an einer Bar in unserer Straße nahmen wir eine Dusche und machten uns frisch für eine Tapasbar, in der auch der Casa-Guide arbeitet. Dort aßen wir leckere Sandwiches und tranken genüsslich Cocktails. Dabei schauten wir dem kubanischen Treiben auf der Straße zu. Oldtimer in jeglicher Couleur setzen einen großen Farbakzent. Dieselgeruch machte sich breit, streunende Hunde auf der Suche nach Essen, ein kleiner Souvenirmarkt geprägt von kubanischem Charme, kuriose Menschen , die an der Veranda der Tapasbar an uns vorbeigingen und last but not least: Die kubanische Sonne, die immer weniger mit uns liebäugelte und sich schließlich verabschiedete.

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