Close map
/ ..und tschüss! 🌎

Nepal, 05. November 2022
Tag 3,4 & 5 (Max)

Heute sind wir auf 2550m nach einem Frühstück in der Unterkunft im Forest Camp gestartet. Unser erstes gestecktes Ziel war das Low Camp!

Die Route heute hatte kein Erbarmen mit uns, denn sie startete direkt mit einem ziemlich knackigen Anstieg. Auf welche Höhe wir es im Laufe des Tages noch schaffen würden, konnten wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, denn wir waren schon nach den ersten Minuten ziemlich außer Atem.
Nachdem wir unseren Rhytmus gefunden hatten, verging die erste Stunde dann doch erstaunlich schnell und wir belohnten uns mit einem Tee in einem Teehaus.
Nach einer kurzen Verschnaufpause machten wir uns wieder auf den Weg in Richtung Low Camp und verschwanden im dichten Urwald. Umgeben von unzähligen Rhododendronbäumen schlängelte sich der Weg immer weiter (zu unserem Leidwesen) nach oben.
Angekommen im Low Camp, das auf knapp 2970m Höhe liegt, wollten wir den Fehler vom vorherigen Tag nicht noch einmal wiederholen und entschieden uns für eine Pause mit Mittagessen! Gute Entscheidung, denn gestärkt von Chowmein (gebratenen Nudeln mit Gemüse) erweiterten wir unser Tagesziel auf das Midcamp, das wir nach einer Stunde und 500 weiteren Höhenmetern auch erreichten!
Aber auch hier entschieden wir uns noch nicht fürs Suchen einer Unterkunft, sondern nach einem kurzen Snack und dem Anziehen von wärmeren Klamotten für den weiteren Aufstieg ins Highcamp - die höchste Möglichkeit einer Unterkunft auf dem Mardi Himal Trek. Wenn uns das jemand am Anfang des Tages gesagt hätte, hätten wir ihn wohl nicht für voll genommen!!!!
Gut, dass wir uns für wärmere Klamotten entschieden haben, denn nach kurzer Zeit waren wir komplett von Wolken umgeben. Diese hüllten uns und die umliegenden Berge ein, sodass man den traumhaften Ausblick nicht mehr genießen konnte und die Temperaturen doch merklich fielen.
Außerdem mussten wir immer mehr Pausen machen, da der Sauerstoff in der Luft mehr und mehr abnahm!
Langsam, aber stetig ging es Höhenmeter für Höhenmeter und Stufe für Stufe immer weiter nach oben. Im High Camp angekommen wurden wir jubelnd von unseren drei Engeln aus Nepal Empfang genommen. Sie und wir trauten unseren Augen und Beinen nicht, dass wir die stolzen 1000 Höhenmeter bis ins High Camp geschafft haben. Auch hier schliefen wir wieder in derselben Unterkunft, wie die drei!

Kurz, nachdem wir oben ankommen und uns mit einem Tee aufgewärmt haben, riss zu unserem Glück die Wolkendecke immer mehr auf und sowohl der Annapurna South (7219m), als auch der Machapuchare (6997m) zeigten sich uns in ihrer vollen Pracht! Zu unserem Erstaunen senkten sich die Wolken immer mehr ab, sodass sich unter uns ein richtiger Wolkenteppich mit herausragenden Sechs- bis Achttausendern bildete - wieder einmal hielt Nepal also ein Naturschauspiel für uns bereit! Dieses Schauspiel wurde im Anschluss von einem atemberaubenden Sonnenuntergang veredelt!

Da in der Höhe die Temperaturen noch schneller fallen, sind wir zum einem froh, dass wir uns in Pokhara mit passender Kleidung sowie Mützen, Schals und Handschuhen eingedeckt haben. Zum anderen ist es in den Unterkünften üblich, dass in der „Dinninghall“ immer auch ein Holzofen zum Aufwärmen steht. Auch an diesem Abend gab es wieder Dal Bhad Power - 24 hour.
Nach dem Dinner ließen wir den Abend um den Holzofen versammelt mit einem Becher Rum und Gesang gemütlich ausklingen.

Eingepackt, wie die Eskimos, legten wir uns in den Schlafsack und deckten uns vorsichtshalber noch mit einer dicken Decke zu. Denn dort oben wird es nachts echt a****kalt!

Nach einer ruhigen und warmen Nacht klingelte gegen sechs Uhr unser Wecker, da wir uns den Sonnenaufgang nicht entgehen lassen wollten. Und wir wurden für das frühe Aufstehen erneut von der nepalesischen Natur belohnt! Einmal aus dem Bett aufgestanden hätten wir eigentlich sofort zum Lower Viewpoint wandern sollen, doch wir entschieden uns gegen den zweistündigen Anstieg und für den warmen Schlafsack.

Nach zwei weiteren Stunden Schlaf und einem Frühstück gingen unsere Meinung über den weiteren Tagesverlauf soweit auseinander, wie es nur möglich war. Während Jana hoch wollte, wollte Max lieber runter. Da wir uns vor der Wanderung aber vorgenommen hatten, nicht getrennt und auf eigene Faust loszulaufen, machten wir uns auf den Weg nach unten. Nach einem 30 minütigen Abstieg haben wir unsere Entscheidung dann aber noch einmal überdacht und entschieden, dass sie etwas voreilig getroffen war. Da einer lieber rauf und der andere lieber runter wollte, war es der beste Kompromiss, noch einen Tag auf der gleichen Ebene zu verweilen und den kommenden Tag so früh zu starten, dass sowohl Auf-, als auch Abstieg miteinander kombiniert werden konnten.
Nach dem erneuten Aufstieg ins High Camp verbrachten wir also einen weiteren Tag zum Entspannen zwischen den Wolken. Weil diese uns jede Sicht auf die Berge nahmen, vertieften wir uns den ganzen Tag in unseren Büchern. Ohne Ablenkung durch Handy und Sozialmedia lässt es sich natürlich deutlich besser lesen!

Die zweite Nacht war leider nicht ganz so entspannt, weil Max mit Atemproblemen und einem Engegefühl im Brustkorb zu kämpfen hatte.
Um kein weiteres Risiko einzugehen, haben wir den ursprünglichen Plan des frühmorgendlichen Aufstiegs deshalb über Bord geworfen und uns dazu entschieden, trotzdem früh aufzustehen, um eine möglichst gute Aussicht beim Abstieg zu haben (ab Vormittags wurde es in den Bergen häufig bewölkt).
Letztendlich waren wir froh über diese Entscheidung, denn uns war nicht klar, welche Belastung uns an diesem Tag noch bevorstehen würde. Uns wurde nämlich erst während des Abstiegs bewusst, dass wir die gesamten Höhenmeter der letzten vier Tage an nur einem Tag wieder runter müssen. Der erste Teil des Tages gestaltete sich noch problemlos und wir genossen nach den ersten 600 Höhenmetern ein Frühstück im Low Camp.

Ähnlich wie am ersten Tag unterschätzten wir jedoch wieder einmal die Angabe des Navi‘s, das uns vorgaukelte, in 1,5 Stunden am Ziel zu sein- und im Endeffekt brauchten wir das doppelte der angegebenen Zeit!
Das lag vor allem an der Qualität des Wanderweges, die sich im Laufe des Abstiegs nicht unbedingt verbesserte. Eher im Gegenteil, teilweise war es eher ein Klettersteig ohne Sicherung. Durch die hohe Belastung für die Beine zitterten wir immer weiter in Richtung Tal.
Zu unserem Erstaunen wurden wir kurz vor Ende des Abstiegs noch von der Bedienung überholt, die uns morgens noch das Frühstück serviert hatte. Ihr schienen im Gegensatz zu uns die Beine nicht so zu schmerzen.
Im Dorf Sidding angekommen war das Abenteuer aber nicht vorbei, denn uns stand noch eine Jeeptour zurück nach Pokhara bevor, die wir trotz unserer neu erworbenen off-road Skills aus dem Oman nicht selbst hätten meistern können. Eine 45 Grad Neigung des Autos in Richtung des Abgrundes war für den Fahrer ganz im Gegensatz zu uns keine Aufregung wert.
Während der Tour konnten wir trotz seines rasanten Fahrstils auch einen Eindruck von dem ländlichen Leben abseits des Tourismus in Nepal gewinnen. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir dann müde, aber glücklich wieder in Pokhara an.

Jetzt, wo wir wieder am See sitzen und die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren lassen, steht für uns nicht die körperliche Belastung, die zweifelsohne da war, im Vordergrund, sondern vor allem, wie unfassbar schön und beeindruckend das höchste Gebirge der Welt ist.
Wie gewaltig diese Berge sind, kann man auch nach mehrmaligem Hinschauen nicht begreifen und auch auf Fotos gar nicht richtig festhalten. Umso stolzer sind wir, diese Wanderung mitsamt unseres Gepäcks eigenständig gemeistert zu haben, denn die große Mehrzahl der Touristen hat sich einen Sherpa gebucht, der für das Tragen der Rucksäcke zuständig war. Es ist Wahnsinn, welche Lasten diese Menschen in Gummistiefeln oder Flip-Flops die Berge hochschleppen..
Alleine einmal das Gefühl gehabt zu haben, dass einem im wahrsten Sinne des Wortes „die Welt zu Füßen liegt“, war die Strapazen mehr als Wert. Fünf Tage ohne Dusche sind aber auch mehr als genug!

Die Wanderung in drei Wörtern zusammengefasst:
1) atemberaubend (zweideutig!)
2) kräftezehrend / intensiv
3) vielseitig
Nepal -  - 1
Chowmein (gebratene Nudeln) und Momos
Nepal -  - 1
Klassisches Frühstück!
Unser Handy hat am Ende des Tages übrigens 29.600 Schritte angezeigt. Den Rest der Woche bleiben wir also vermutlich im Bett, weil wir uns ab morgen nicht mehr bewegen können.🤣

That could interest you too

*