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/ 10 Wochen Segeln in Kroatien

Primošten

Kroatien
Lieblingsplatz
Mittwoch 08.06.16

Also ich muss noch mal auf gestern zurück kommen. Mir ist aufgefallen, dass wenn man einen Tag in einer Bucht verbringt, die ein oder andere Eigenart von seinen Bootsnachbarn beobachten kann. Das kann man mit dem Leben in einer Kleingärtnersiedlung vergleichen. Da gibt es zum Beispiel den Motorbootbesitzer, der den ganzen Tag nackt rumläuft und mit dem Feldstecher genaustens beobachtet, was seine Nachbarn so treiben und ob auch alle die Regeln einhalten. Außerdem gibt es das wunderschöne Boot mit 2 Rentnern aus Rosenheim, die mit Ihrem Dackel unterwegs sind und auch äußerst freizügig aber wesentlich sympathischer sind. Außerdem gibt es die Charterer, bei denen alle Alarmglocken läuten, wenn sie die Bucht betreten, weil die eigentlich nur Unheil bringen. Das hatte der nackte Feldstechernachbar schon befürchtet und zückte gleich zum Fernglas. Dann kam auch noch die Polizei zu den Charterern. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für unseren Feldstecherfreund, der weiterhin alles im Blick hatte und ich bin mir im nachhinein nicht sicher, ob er nicht selber die Polizei gerufen hat. Am späten Nachmittag haben dann noch 2 Neuankömmlinge unseren Mikrokosmos aufgemischt: Ein winziges Fischerboot, dass mit 5 heißen Partymädels und 2 zwielichtigen Kapitänen mit Badehose und Kapitänsmütze völlig überladen war (und natürlich völlig besoffen) und noch ein 40 Fuß Charterboot mit 2 übereifrigen Seglern, die mit dem Motorbeiboot Landfeste festgemacht haben und dabei für ordentlich Wirbel sorgten. (Zum Vergleich: Christian bindet sich immer eine Leine um den Bauch und schwimmt an Land). Das missfiel unserem Feldstechernachbar natürlich, aber gegen bestimmte Regeln haben sie dabei wohl nicht verstoßen. Die Polizei tauchte jedenfalls nicht mehr auf. Bei Sonnenuntergang haben unsere sympathischen Dackelnachbarn aus Rosenheim ihr Akkordeon aus dem Hut gezaubert und alte Seemannslieder gespielt. Ich war entzückt!
Alma hat uns heute morgen sogar bis 8 Uhr schlafen lassen. Danach sind wir gleich los, weil wir heute nach Primosten wollten: ein wunderschönes altes Städtchen am Festland. Alma hat ihr zweites Schläfchen gehalten und ich durfte wieder zu meinem Lieblingsplatz. Anstatt zu lesen habe ich mir heute nur das Meer angesehen. So ein Quatsch eigentlich: Da hat man das schönste Meer vor der Nase und liest? Ich glaube ich habe in den letzten Tagen ein bisschen den Blick für dieses tolle Fleckchen Erde verloren. Es wird Zeit sich das wieder bewußt zu machen. Jedenfalls habe ich mir 1,5 Stunden lang nur das Meer angesehen und das war völlig ausreichend.
In Primosten angekommen haben wir uns an eine Boje gelegt und haben einen Landgang gemacht. Wir sind zur Kirche mit Friedhof gelaufen, die sich auf einem Berg befindet und haben den herrlichen Blick übers Meer bewundert. Es war aber mal wieder so heiß, dass wir uns an den Hafen unter einen Sonnenschirm gesetzt haben und erst mal was Kaltes getrunken haben. Nachdem wir lange genug rumgegammelt hatten, sind wir noch in den Supermarkt gegangen, weil sich unsere Vorräte dem Ende entgegen neigten. Dort haben wir dann festgestellt, dass unsere Verwahrlosung eine neue Dimension erreicht zu haben scheint. Die Verkäuferin hat uns keine Sekunde aus den Augen gelassen, weil sie scheinbar dachte wir wollten klauen! Das ist mir ja wirklich noch nie passiert! Und das, obwohl wir die vertrauenserweckende Alma dabei hatten. Christian hat sie noch auf eine harte Probe gestellt in dem er im Zick Zack durch den Laden gelaufen ist und sich sehr auffällig benommen hat. Als wir unsere Einkäufe ordentlich bezahlt hatten, war sie offensichtlich froh uns da raus zu haben. Außerdem haben wir ein neues Kapitel in Sachen „Improvisation“ geschrieben. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die Welle vom Motor undicht ist und wir regelmäßig das Wasser raus pumpen müssen. Tja, jetzt ist die Pumpe kaputt. Also um es in den Worten des Kapitäns zu sagen: Das Druckventil (Die Herzklappe) ist kaputt. Wenn wir nicht mit Eimer und Schwamm arbeiten wollen, muss Christian beim pumpen die Hand aufs Loch halten und pressen (klingt seltsam, ist aber so). Dann gehts aber auch… Ein weiteres Problem wurde provisorisch gelöst.
Zwischendurch kamen immer mehr Schiffe in die Bucht, so dass alle ca 25 Bojen belegt waren. Das hatten wir auch noch nicht. Zu 95 % waren es wieder Charterschiffe, die alle gleich aussahen. Und wir waren wieder die Zwerge unter den Riesen.
Abends konnten wir sogar duschen und sind danach in einem Restaurant auf dem Berg, mit herrlichen Blick übers Meer, Fisch essen gegangen. Es war schon dunkel als wir wieder in unserem Schlauchboot zurück gefahren sind und dabei Leute bemerkten, die Ihr Schiff nicht wiedergefunden haben, weil die alle so gleich aussehen. Na ja, das kann uns jedenfalls nicht passieren.
Primosten
"Alma wo ist das Wasser?" "DA!"
Kirche in Primosten
Idylischer Friedhof
schmutzige Alma
Die Vorbereitungen auf die EM laufen
planschen

Primošten

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