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/ Georgia on my mind

Herausforderndes Umsteigen

Türkei
Aktualisierte Fotos folgen später
Der nächste Morgen ist immer noch trüb und grau. Wir brausen unverdrossen weiter, vorbei an kleinen Ortschaften. Die geplante Ankunftszeit nähert sich, ohne das von irgendeiner Großstadt etwas zu ahnen wäre. Die langen Wartezeiten von gestern machen sich bemerkbar. Wenn nicht der Anschluss in Istanbul so kompliziert wäre, ließe es mich auch ziemlich kalt. Der Schaffner kann mir glücklicherweise erklären, wie ich nach Sögütlücesmec komme und dass die Umsteigezeit ausreichen wird. Schließlich kommen wir zur morgendlichen Rushhour in die Randbezirke. Die Straßen sind überfüllt mit der Konsequenz, nicht die Autos an der Schranke warten müssen, sondern der Zug. Bis es dem Lokführer zu bunt wird und er sich laut hupend in Gang setzt. Man muss dazu sagen, dass die Ampel für die Autofahrer auf rot stand. Mit 90 Minuten Verspätung erreichen wir zu guter letzt in Istanbul den Halkali Bahnhof. Die einzige Metro, die dort abfährt, ist schnell gefunden und dann geht es durch Istanbul. Ich erhasche Blicke auf 's Mittelmeer, auf riesige Frachter und Tanker, aber auch auf Angler, die am Strand ihre Angeln auswerfen. Eine gute Stunde vor Abfahrt des Zuges bin ich vor Ort. Es gibt Gelegenheit, Geld zu tauschen und eine Kleinigkeit zu Essen für unterwegs zu besorgen, vor allem natürlich Wasser. In Ankara werde ich vorraussichtlich, hoffentlich keine Zeit mehr dafür haben. Pünktlich setzt die S-Bahn sich in Gang, meine Erleichterung ist groß, schrumpft aber nach wenigen Minuten wieder, da wir ausserplanmässig anhalten. Lt. Durchsage wird die Signalanlage geprüft. Von 365 Tagen im Jahr, ausgerechnet heute?? Immerhin hat man Aussicht aufs Meer. Und bei fünf Stunden Fahrt ist noch alles drin. Nach etwa 10 Minuten können wir die Fahrt fortsetzen, allerdings sind wir noch ungefähr eine Stunde nur in Istanbul unterwegs. Irgendwann haben wir die dicht besiedelten Gebiete hinter uns gelassen und brausen mit 250 kmh durch die Gegend. Leider ist das Interieur einem Flugzeug vergleichbar, es ist eng, voll und die Sitze mehr als unbequem. Irgendwann will man nur noch, dass es vorbei ist. Und irgendwann ist es nicht nur vorbei, wir sind tatsächlich pünktlich. Jetzt muss ich noch den Dogu-Express finden, dann ist alles gut. Eine Viertelstunde Umsteigezeit auf einem fremden Bahnhof, mit Anzeigen und Ansagen in einer fremden Sprache lassen keinen großen Spielraum. Ich frage den ersten, der offiziell aussieht und werde von einem freundlichen jungen Bahnbedienstetem quer durch den Bahnhof, über Treppen und durch störrische Drehtüren an den richtigen Zug gebracht, etwa fünf Minuten vor Abfahrt. Alleine hätte ich gar nicht gewusst, wo ich was suchen sollte. Die größte Hürde ist also genommen.
Der Dogu-Express ist ein moderner Schnellzug, für Touristen konzipiert und hat Schlafwagen, 2. Klasse Sitzplätze und einen Speisewagen. Ich bin allein im Abteil, das mit Kühlschrank, Ablagschrank und Frottiertüchern ausgestattet ist, von Stoffschläppchen ganz zu schweigen. Die Toiletten sind allerdings nicht auf höchstem Niveau. Auf diese Weise habe ich jetzt etwas Insiderwissen, wie die ausfallende Spülung überlistet werden kann. Reisen bildet. Auch hier ist der Schaffner sehr zuvorkommend, ich wurde sogar mit Handschlag begrüßt und ins Abteil geleitet. Dieser Zug fährt sehr leise und ruckelfrei. Das Klaklack gibt es nicht. Deshalb war diese Nacht die beste bisher. Ich habe länger geschlafen als zu Hause im Bett. Vielleicht kann man sich von der Krankenkasse jährlich 10 Nächte auf Rezept geben lassen.

Istanbul

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