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Mimizan

Frankreich, 24. July 2022
Nach fast 6 Stunden Autofahrt komme ich bei 38Grad in Mimizan an. Einen eigentlich geplanten Umweg wegen der Brände nehme ich nicht, da Google Maps mir heute morgen keine Warnung mehr gibt und die direkte Route vorschlägt. Das Hostel ist auf den ersten Blick ein echter Glücksgriff. Nach ca 20min Fußweg erreiche ich Mimizan Plage und bin froh, nicht direkt im Ort untergekommen zu sein. Es ist ein absoluter Atlantik-Surfer-Ort. Über einen Bolenweg über die Dünen komme ich an den Strand. Weicher, heller Sand, Wind, Brandung, Sonne. Mein Herz macht einen Sprung. Auch die Massen an Menschen können meine Freude am Meer zu sein nicht trüben. Ich gehe an der Wasserkante einfach ein Stück bis ich eine Ecke finde an der weniger los ist. Es bläst auflandiger Wind, die Wellen sind herrlich.
Am nächsten Tag leihe ich mir eins der Räder vom Hostel, um die Küste in Richtung Süden entlang zu radeln. Das Rad ist umsonst und auch in exakt dem Zustand. Das quietschende, knarzende 7-Gang Damenrad und ich eiern gemächlich durch die Pinienwälder und gönnen uns immer mal wieder Pausen am Strand. Als wir nach knapp 18km in Contis landen, soll es das erstmal gewesen sein. Ich genieße den Atlantik, hüpfe in den Wellen rum, lese und merke nach einer Zeit, dass sich ziemlich dunkle Wolken auftun. Ich mache mich also auf, zur Strandbar, und freue mich wie Bolle über Pommes und Cola. Kaum habe ich bestellt, geht der Regen los. Der Sonnenschutz der Bar hält nichts aus und alle werden pitschnass. In mein Strandhandtuch eingerollt wie ein Burrito, mit Gänsehaut am ganzen Körper verdrücke ich meine Pommes und beschließe, mich auf den Rückweg zu machen. Doch nach etwa 3km stoppt mich ein Förster und teilt mir mit, der Wald sei Nachmittags gesperrt. Sicherheitsmaßnahme wegen der Feuer. Ich frage nach einem alternativen Weg, er schlägt mir die Schnellstraße vor. Schönen Dank auch. Als ich in Komoot nachschauen will, wird er bestimmter. Ich möge sofort nach Contis zurück und von dort aus über die Straßen fahren. Gesagt getan. Auf dem Rückweg verarzte ich noch eine Rennradfahrerin, die sich ein paar Meter vor mir auf der nassen Straße so dermaßen hinlegt, dass sie an Armen, Beinen und Händen mehrere böse Schürfwunden davon trägt. In Contis frage ich mich durch und alle bestätigen mir, der einzige Weg führt über die Schnellstraße. Der sei übrigens auch länger als der durch den Wald, aber nur 8km oder so. Hilflos blicke ich zu meinem scheddrigen Drahtesel, der inzwischen schon mein Handtuch als Po-Kissen auf dem brettharten Sattel hat. Ich ernte mitleidige Blicke und kriege Angebote zum Übernachten, morgens sei der Wald ja frei. Es nützt nichts. Ich fahre los. Am Ende sind es nochmal 23km, teils auf der Straße, was mir ein echt mulmiges Gefühl macht, teils auf Radwegen. Teils in der Sonne, teils im Regen. Sie ziehen sich unfassbar, ich muss mehrere Pausen einlegen und bin fix und alle. Am Hostel angekommen gönne ich mir zwei überteuerte aber eiskalte Heineken von der Bar. Am Ende des Tages bin ich 51km auf nem ollen klapprigen Drahtesel durch Südfrankreich gefahren. In Badelatschen. Ich weiß wer morgen ausschläft!

Mimizan

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