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/ Fränkischer Gebirgsweg

Waldsassen

Deutschland
Welcher Tag ist heute nochmal... Wo bin ich gestern gestartet... Mein Gefühl für Zeit und Raum scheint sich langsam zu verflüchtigen... Es ist wohl doch was dran an dem Spruch "Der Weg ist das Ziel"...
Heute habe ich wieder knapp 20 km vor mir. Es geht nach Kondrau (Mineralwasser) mit Zwischenstopp in Waldsassen, wo ich wegen der Architektur schon immer mal hinwollte. Mit einem guten Frühstück im Bauch, guter Laune im Gepäck und leichter Gänsehaut (in der Hoffnung auf Wärme) beginne ich 9 Uhr am Hotel zur Post mit meiner Etappe. Zunächst geht es im kühlen Tal des Flusses Röslau entlang. Mich friert. Das ändert sich mit dem Aufstieg zum 633m hohen Kohlberg schlagartig. Ich schwitze. Am Wegesrand im Wald finde ich jede Menge Heidelbeersträucher mit herrlich reifen Früchten in optimaler Pflückhöhe und Bioqualität. Ich greife zu und genieße... Hatte ich doch beim Frühstück ein paar Vitamine vermisst. Die 160 Stufen auf den Wartbergturm lohnen sich, denn von hier aus habe ich, auch dank eines kostenlosen Fernrohres, wieder einen ausgezeichneten Rundumblick. Noch vor ein paar Jahren wäre die Besteigung eines solchen, relativ offenen Turmes für mich undenkbar gewesen. Ich bin stolz, dass ich diese Angst ganz gut abgelegt habe. Auf dem folgenden Wegstück verlaufe ich mich kurz, bin aber dank des GPS Signals meines Telefons schnell wieder auf dem richtigen Weg. Wie froh bin ich doch über diese technische Unterstützung. Ohne derartige Sicherheit im Gepäck wäre ich  niemals alleine losgemacht. Die Mittagspause lege ich nach 10 km im Schatten einer Birke mit Blick auf einen Waldsee ein. Ein unglaublich schönes Fleckchen. Ich schaue und kaue. Nichtsahnend trete ich ein paar Kilometern später aus dem Wald heraus und entdecke die Dreifaltigkeitskirche Kappl auf dem Glasberg. Ihr Innenraum versetzt mich in Staunen... Eine restauratorische Höchstleistung... All das Gold, all die üppigen Malereien. Geblendet setze ich mich erstmal in eine der Bänke. Ehrfurcht ergreift mich. Ein paar Wünsche später raffen ich mich auf und begebe ich mich auf den leichten Abstieg nach Waldsassen. Im Ort angekommen, fülle ich meine Zuckerreserven auf und lese mich durch die Geschichte des Klosters. Bei einer anschließenden Soloführung durch die Stiftsbibliothek werden mir die 10 Figuren des Hochmutes vorgestellt. Diese mannshohen geschnitzten Kunstwerke tragen die Galerie der Bibliothek auf ihren Händen. Ich bin begeistert von der detailteichen Schnitzkunst. So etwas Umfangreiches kannte ich bisher nicht.
Auf asphaltiertem Radweg muss ich nun noch bis Kondrau. Meine Füße finden das total blöd... Aber was solls. Herzlich werde ich im Gästehaus Schmidt empfangen und beziehe ein hübsches Zimmer im Landhausstil.
Aus dem Kloster Waldsassen nehme ich folgendes Zitat mit und mache es zu meinem Fazit des Tages.

Bernhard von Clairvaux
Gönne dich dir selbst.
Ich sage nicht:Tu das immer,
Ich sage nicht: Tu das oft, aber
Ich sage: tu es immer wieder einmal
Der Wachbergturm
Was für ein toller Platz zum Rasten
Die Dreifaltigkeitskappl
Stiftsbasilika
Innenansicht
Meine heutige Unterkunft

Waldsassen

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