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/ Wildes Rajasthan 2024

Jodhpur

Indien, 06. November 2024
Das mächtige Mararahafort thront über der Altstadt mit seinen Blauen Häusern.
Frühmorgens in Jodhpur – Eine Stadt erwacht

Noch bevor die Sonne über den Dächern der „Blauen Stadt“ aufgeht, verlasse ich mein Guesthouse. Es ist fast noch dunkel, die Gassen der Altstadt liegen still und geheimnisvoll vor mir. Kein Tourist weit und breit – nur das entfernte Brummen eines Motorrads und das erste Krähen der Hähne begleiten mich.

Nach wenigen hundert Metern begegnet mir eine Kuh, die gemächlich durch die engen Gassen zieht. Anwohner treten aus ihren Türen, falten die Hände zum Gebet und reichen ihr etwas Futter. Mit einem zufriedenen Schütteln des Schwanzes zieht sie weiter – ein alltägliches, aber gleichzeitig zutiefst indisches Schauspiel, das man nur sieht, wenn man so früh unterwegs ist.

Die Straßen sind schmal, verwinkelt – und ja, vermüllt. Straßhunde durchstreifen die Gassen in kleinen Gruppen, doch sie wirken friedlich. Ein toter Hund liegt mitten auf der Straße, vermutlich von einem Motorrad erfasst. Diese Mischung aus Leben und Vergänglichkeit, Chaos und Spiritualität ist typisch für Indien – manchmal verstörend, oft faszinierend.

Zwischen all dem Grau und Staub leuchten plötzlich bunte Graffiti von den Wänden. Kunstwerke, die der Stadt Farbe und Seele verleihen. Ich bleibe stehen, betrachte die Motive – Szenen aus dem Alltag, Götterfiguren, Porträts. Jodhpur überrascht mich immer wieder.

Nach meinem morgendlichen Streifzug kehre ich ins Guesthouse zurück und genieße ein einfaches Frühstück, bevor ich mich auf den Weg zum nahegelegenen Mehrangarh Fort mache – nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Pünktlich um neun öffnet das Fort seine Tore. Ich bin früh dran, doch die Schlange wächst schnell – hauptsächlich indische Besucher. Hier gilt: Wer zögert, verliert. Die Ellbogen kommen zum Einsatz, sonst wird man einfach überholt. Was in Europa als unhöflich gilt, ist hier schlicht Überlebensstrategie.

Es gibt zwei Ticket-Schalter: einen für Einheimische, einen für Ausländer. So halte ich mein Ticket schon nach wenigen Minuten in der Hand – inklusive eines ausgezeichneten Audioguides in deutscher Sprache.

Ich erfahre, dass alle Paläste und Festungen Rajasthans heute von einem speziellen Fonds verwaltet werden. Dieser sorgt dafür, dass das kulturelle Erbe erhalten bleibt – eine Aufgabe, die selbst die reichen Nachfahren der Maharadschas finanziell überfordern würde. Neben Eintrittsgeldern helfen Zuschüsse der UNESCO und der indischen Regierung bei der Erhaltung dieses prachtvollen Erbes.

Das Fort selbst ist atemberaubend: mächtige Mauern, kunstvolle Paläste, goldene Spiegelräume und weitläufige Innenhöfe. Mit dem Audioguide auf den Ohren tauche ich tief in die Geschichte ein. Fast dreieinhalb Stunden verbringe ich hier – fasziniert von den Details, den Ausblicken, der Stimmung.

Am Nachmittag schlendere ich über den Markt am Clocktower, wo Händler Gewürze, Stoffe und duftendes Streetfood anbieten. Das Leben pulsiert, Motorräder hupen, Kinder lachen, Frauen handeln geschickt um jeden Rupie.

Zurück im Guesthouse genieße ich am Abend ein fantastisches nordindisches Dinner. Selbst in der „Original-Schärfe“ ist das Essen gut bekömmlich – ganz anders als im Süden, wo man als Tourist oft lieber die mildere Variante wählt.

Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende. Jodhpur hat mich mit seiner Mischung aus Chaos, Farben, Spiritualität und Herzlichkeit tief beeindruckt. Es ist eine Stadt, die man nicht nur sehen, sondern fühlen muss.
Es ist noch fast Nacht, die heiligen Kühe ziehen durch die Stadt, von Haus zu Haus. Sie werden angebetet und bekommen etwas zu fressen und es wird der Schwanz der Kuh geschüttelt, das bringt offenbar Glück.
Zum Fuße der Festungsanlage befindet sich die Blau Stadt.
Leider sind die alten Gassen sehr vermüllt. Auch ein toter Hund und an jeder Ecke Strassenhunde die in den Müllhaufen wühlen. Nix für schwache Gemüter.
Die Graffiti an den Hauswänden sind wunderschön.
Pünktlich um 9 Uhr öffnet die das Mararahafort.
Ich bin einer der ersten am Ticketschalter.
Der Spiegelsaal, das Schlafgemach des Königs
Ein Blick auf die Altstadt vom Fort aus

Jodhpur

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