Mit allen Sinnen durch Jodhpur – Stadt, Stoffe und Gewürze

Heute steht etwas Besonderes auf dem Plan: Eine geführte Tour durch Jodhpur mit einem lokalen Guide. Drei Stunden lang werde ich die „Blaue Stadt“ nicht nur sehen, sondern wirklich verstehen.

Schon nach wenigen Minuten merke ich: Es ist ein ganz anderes Erlebnis, wenn man mit jemandem unterwegs ist, der hier aufgewachsen ist. Mein Guide führt mich in kleine Gassen, die ich alleine nie entdeckt hätte – vorbei an leuchtend blauen Häusern, versteckten Tempeln und Werkstätten, in denen das Leben frühmorgens schon pulsiert.

Während wir durch die Altstadt schlendern, erzählt er mir Geschichten über die Kultur Rajasthans, über alte Traditionen, den Hinduismus und das Leben in Jodhpur. Ich erfahre, wie die Menschen hier ihre Häuser blau färben, um die Hitze zu reflektieren – und weil Blau die Farbe Shivas ist, des Beschützers.

An jeder Ecke riecht es anders – mal nach frisch aufgebrühtem Masala Chai, mal nach Kardamom, Zimt oder Kreuzkümmel. Mein Guide zeigt mir kleine Läden, in denen Gewürze in allen Farben aufgeschüttet sind wie ein Regenbogen.

Ein Höhepunkt der Tour: der Besuch einer kleinen Textilmanufaktur. Hier werden die berühmten Stoffe Rajasthans hergestellt – fein, bunt, und unglaublich kunstvoll.

Der Besitzer zeigt mir, wie die Stoffe von Hand bedruckt werden – mit traditionellen Holzstempeln, sogenannten Block Prints. Die Präzision ist beeindruckend. Mein Guide erzählt, dass selbst Luxusmarken wie Armani Stoffe aus Rajasthan beziehen.

Ich staune nicht schlecht, als mir der Weber den Preisunterschied zeigt: Was hier ein paar Euro kostet, wird in Europa für das Zehn- bis Fünfzehnfache verkauft. Ein Stück Handwerkskunst, das im Westen als Luxus gilt, ist hier Teil des Alltags.

Die Tour vergeht wie im Flug. Drei Stunden voller Geschichten, Farben, Düfte und Begegnungen. Am Ende verabschiede ich mich von meinem Guide – mit einem Kopf voller Eindrücke und einem Herzen, das ein Stück Rajasthan mitnimmt.

Nach einer kurzen Pause im Guesthouse und einer Tasse Tee steht am Abend das nächste Highlight an: ein Kochkurs.

Gegen 18 Uhr werde ich herzlich empfangen. Auf dem Programm steht nichts Geringeres als die Zubereitung eines echten Rajasthan Currys.

Ich hacke Zwiebeln, röste Gewürze und lerne, wie man aus einfachen Zutaten ein Gericht zaubert, das duftet wie ein ganzer Markt. Kurkuma färbt meine Finger gelb, Kardamom und Chili erfüllen den Raum, und ich begreife, dass Kochen hier weit mehr ist als bloße Ernährung – es ist Kultur, Familie und Liebe zugleich.

Als ich schließlich mein eigenes Curry koste, bin ich stolz – und ehrlich gesagt auch ein bisschen süchtig nach diesem Geschmack.