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/ Wildes Rajasthan 2024

Fatehpur Sikri

Indien, 17. November 2024
Sonnenaufgang über der Geisterstadt – Ein magischer Morgen in Fatehpur Sikri

Noch vor Sonnenaufgang verlasse ich meine Unterkunft. Die Straßen sind still, nur das leise Rufen des Muezzins hallt in der Ferne. Ich gehe noch einmal zur großen Moschee – diesmal liegt sie in völliger Ruhe. Keine Touristen, keine Stimmen, nur ein paar Gläubige, die in der Morgendämmerung beten. Der Himmel färbt sich langsam in zarte Rottöne, und die ersten Strahlen der Sonne kündigen sich an.

Ich setze mich in eine Ecke des Hofes, atme tief ein und warte. Dann passiert es: Die Sonne erscheint – ein glühender Feuerball, der sich mühsam durch den Frühnebel kämpft. Das rötliche Licht trifft auf die Fassade der Moschee, lässt sie in einem warmen Orange erstrahlen, als würde sie selbst zu leuchten beginnen. Ein Moment purer Magie – still, intensiv, fast heilig.

Als das Licht heller wird, mache ich mich auf den Weg zum Eingang der alten Palastanlage, der sogenannten Geisterstadt von Fatehpur Sikri. Die Tore sind noch geschlossen, ich bin der Erste, der heute vor der Kasse steht. Der Plan ist aufgegangen – kaum jemand übernachtet hier, die meisten Touristen kommen aus dem etwa 30 Minuten entfernten Agra, wo sich auch das weltberühmte Taj Mahal befindet.

So habe ich das Glück, die gewaltige Palastanlage fast für mich allein zu erkunden. Zwischen den roten Sandsteinmauern hallen nur meine Schritte. Bald trifft ein lokaler Guide ein und führt mich durch die beeindruckende Anlage. Er erzählt vom Mogulkaiser Akbar, der hier im 16. Jahrhundert residierte – ein Herrscher, der seiner Zeit weit voraus war.

Akbar hatte drei Ehefrauen: eine Hindu-Frau, eine Muslima und eine Christin aus Italien. Drei Religionen, drei Welten – und Akbar schaffte es, sie unter einem Dach zu vereinen. Er galt als weltoffen und tolerant, ließ in seinem Reich religiöse Vielfalt zu und suchte nach Harmonie zwischen den Glaubensrichtungen.

Doch so prachtvoll der Palast auch war – lange blieb er nicht bewohnt. Schon Akbars Nachfolger verließ Fatehpur Sikri und ließ in Agra einen neuen Palast errichten. Das Wasser in dieser Gegend reichte nicht aus, und so wurde die einstige Hauptstadt zur Geisterstadt, die heute still von der Größe vergangener Zeiten erzählt.

Ich streife weiter durch die leeren Innenhöfe, bestaune filigrane Steinmetzarbeiten, geschnitzte Säulen und kunstvolle Bögen. Überall spürt man Geschichte – und gleichzeitig diese unheimliche Ruhe, die nur Orte haben, die von Menschen verlassen wurden.

Als die ersten Besuchergruppen am späten Vormittag eintreffen, verlasse ich das Gelände. Die Sonne steht hoch, und der Zauber des frühen Morgens ist vorbei. Doch das Bild der orange leuchtenden Moschee im Nebel – das wird bleiben.

Ich nehme den öffentlichen Bus in das ca. 30min entfernte Agra. Der letzten Station meiner Reise mit einem weiteren Highlight dem Taj Mahal, ein Mausoleum.

Ich hatte hier noch zwei volle Tage. Es gab auch viel zu sehen…

Fatehpur Sikri

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